Die Wanderung auf dem O-Circuit in Torres del Paine in Patagonien gehört zu den unvergesslichsten Trekking-Abenteuern der Welt. Über acht herausfordernde, aber lohnende Tage führt dieser Trail durch dramatische Bergpässe, uralte Wälder, riesige Gletscher und die ikonischen Granittürme des Torres del Paine Nationalparks. In diesem Tag-für-Tag-Reisebericht findest du detaillierte Einblicke, praktische Tipps und persönliche Erfahrungen von der gesamten O-Runde.
Wenn du eher an der Planung für das O Circuit interessiert bist, findest du hier unseren separaten Beitrag.
Tag 1 – Eingang → Campamento Serón (~13 km, 3–4 Std)
Der Start der Wanderung war sanft: hügelige Landschaften und weitläufige Wiesen begleiteten uns. Voller Energie schafften wir die Strecke in nur 3 Stunden und 15 Minuten – schneller als erwartet, wohl getrieben von der Vorfreude auf das Abenteuer.
Am Campamento Serón waren die schattigen Zeltplätze bereits größtenteils belegt – ein kleiner Hinweis, früh anzukommen. Schatten ist hier Gold wert, da die Sonne sehr stark sein kann.
Das Camp selbst war einfach, aber gemütlich. Sogar ein kleiner Kiosk wartete auf uns – mit Burger und kaltem Bier feierten wir unsere erste Nacht in der Wildnis.
Die Sterne wollten wir eigentlich bewundern, doch richtig dunkel wurde es erst gegen 22:30 Uhr. Früh schlafen war schwer – eine Herausforderung, die sich während der gesamten Wanderung wiederholte.

Tag 2 – Serón → Refugio Dickson (~19 km, 5–7 Std)
Der Weg führte entlang eines breiten, friedlichen Flusses, der in der Sonne schimmerte. Nach einer Weile erreichten wir einen Abschnitt mit einem Holzsteg über sumpfiges Gelände, vermutlich zum Schutz des empfindlichen Grases und der kleinen Lagunen darunter.
Von dort verengte sich der Pfad dramatisch zu einem schmalen Steg, gerade breit genug für eine Person. Rechts stürzte das Tal steil ab, links erhob sich der Berg schroff. Obwohl es ein wenig nervenaufreibend war, lohnten die atemberaubenden Ausblicke jeden vorsichtigen Schritt.

Tag 3 – Dickson → Campamento Los Perros (~11–13 km, 4–5 Std)
Der dritte Tag begann mit einem steilen Anstieg zu einem unglaublichen Aussichtspunkt über den Grey-Gletscher. Die Szene war atemberaubend. Doch der Wind kam schnell auf: Eiskristalle flogen durch die Luft, peitschten uns ins Gesicht und ließen nur wenige Minuten, um die Aussicht zu genießen.
Danach verlief der Weg eine Weile flach und sank dann leicht ab, während wir weiter zum Campamento Los Perros gingen. Das Camp, geschützt zwischen Bäumen, bot willkommenen Schutz vor Wind und Regen.
Am Abend dachten wir schon an den nächsten Tag. Die bevorstehende anspruchsvolle Etappe sorgte für eine leichte Anspannung, auch wenn wir versuchten, zu entspannen.

Tag 4 – Los Perros → Paso John Gardner → Refugio Grey/Paine Grande (~17–24 km, 8–11 Std)
Weckruf: 5:30 Uhr! Der späteste Check-out aus dem Camp war 7:00 Uhr – kein Scherz! Die Camp-Mitarbeiter waren streng und drängten uns praktisch zum Aufbruch. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und starteten kurz nach 6 Uhr.
Zunächst ging es kurz durch einen Wald als sanfte Aufwärmung, bevor der eigentliche Aufstieg begann. Bald wurde der Weg steil, wir kämpften uns durch die Bäume nach oben. Schließlich lichtete sich der Wald und wir standen in einer offenen, baumlosen Zone. Unser Pfad war mit losen Steinen bedeckt, und fast zwei Stunden lang stiegen wir stetig auf dem rutschigen Trail.
Die Aussicht vom Gipfel entschädigte für jede Mühe. Der Grey-Gletscher erstreckte sich endlos vor uns, eine riesige Eismasse, die in den Wolken verschwand. Die Szenerie wirkte unendlich und fast surreal.
Der Abstieg war ebenso anspruchsvoll: zuerst steil über karge, windgepeitschte Hänge, dann wieder hinein in den Wald. Unterwegs boten sich atemberaubende Ausblicke – Gletscher, schroffe Klippen und weit geöffnete Täler.
Am späten Nachmittag erreichten wir Camp Grey, das größte Camp bisher. Es bot warme Duschen, ein Restaurant und sogar Sofas – ein seltener Luxus auf dieser Tour.

Tag 5 – Refugio Grey → Paine Grande (~11 km, 2,5–3,5 Std)
Nach dem langen Aufstieg über den John-Gardner-Pass gönnten wir uns einen entspannten Morgen. Wir schliefen bis 7:00 Uhr und starteten erst gegen 8:00 Uhr. Die Wanderung war einfach – kein nennenswerter Aufstieg – und wir erreichten Camp Paine Grande in nur 2 Stunden und 30 Minuten.
Das Mittagessen war weniger spannend: Zum vierten Tag in Folge fanden wir dasselbe Sandwich in unserer Box. Ob Huhn oder Thunfisch in einer orangenen Sauce – wir wissen es bis heute nicht. Am Anfang lecker, doch nach einigen Tagen nicht mehr besonders motivierend.

Tag 6 – Paine Grande → Campamento Francés (~7,5 km, 2–3 Std)

Die heutige Wanderung war kurz, aber intensiv. Wir trafen auf den stärksten Wind der Tour: Auf einer offenen Stelle, ohne Bäume, mit einem riesigen See links, mussten wir uns für eine Minute flach auf den Boden legen, bevor wir uns wieder aufrappelten und Schutz zwischen den Bäumen suchten. Patagoniens Wind ist ernst zu nehmen.
Trekkende können hier zwischen Refugio Italiano und Campamento Francés wählen – diese Entscheidung wird bei der Buchung getroffen. Wir hatten Francés gewählt, was sich trotz kleiner Eigenheiten als gute Entscheidung herausstellte.
Optional kann man den Mirador Británico im French Valley besuchen – leider haben wir diesen diesmal verpasst.
Das Camp Francés liegt an einem Hang, sodass es innerhalb des Camps viele Auf- und Abstiege gibt. Das Restaurant befindet sich im Tal. Wer eine richtige warme Mahlzeit wollte, musste vorher reservieren – Walk-ins wurden nicht angenommen.
Tag 7 – Campamento Francés → Central (~15 km, 5–6 Std)
Wir starteten unsere Wanderung vom Camp Francés und erreichten nach etwa einer Stunde Camp Los Cuernos. Dort legten wir eine kurze Pause ein, füllten unsere Wasserflaschen auf und sahen uns ein wenig um. Die Gemeinschaftsfläche wirkte richtig gemütlich – ein Ort, an dem man gern länger verweilen würde – doch wir hatten noch Strecke vor uns.
Von dort setzten wir unseren Weg auf dem Trail fort, bis wir schließlich Camp Central erreichten. Dies war bei weitem eines der am stärksten frequentierten Camps der Wanderung, deutlich größer und belebter als die Camps, an die wir sich bisher gewöhnt hatten. Trotz des Lärms und der Aktivität entschieden wir uns, uns für den Abend einzurichten, auszuruhen und uns auf die letzte Etappe am nächsten Morgen vorzubereiten.

Tag 8 – Central → Torres del Paine Aussichtspunkt → Ausgang (~18 km Hin- und Rückweg, 7–8 Std.)
Wir hatten gehört, dass das Wetter warm und sonnig werden würde, daher war die letzte Wanderung zum Aussichtspunkt der Torres am besten früh zu beginnen. An diesem Morgen standen wir um 4:50 Uhr auf und starteten um 5:15 Uhr, wobei wir unser Zelt in Central zurückließen.
Der Aufstieg selbst war magisch. Mit zunehmender Höhe erleuchtete der Sonnenaufgang das Tal und färbte die Berge golden. Unterwegs passierten wir Camp Chileno und hielten kurz an, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Wir fühlten uns energiegeladen, motiviert und benötigten etwa 3 Stunden 30 Minuten für den Aufstieg, inklusive längerer Pausen.
Die letzten Kilometer waren die schwierigsten. Der steinige Weg wurde steiler und der Aufstieg anstrengend. Doch die Belohnung war riesig: Schließlich erreichten wir die türkisfarbene Lagune unter den Granittürmen. Einige andere Wanderer waren bereits dort, und es war wunderbar, die Aussicht gemeinsam zu genießen, während wir etwas aßen und tranken.
Auf dem Rückweg wurde die Sonne stärker und die Hitze nahm zu. Wir waren sehr froh, früh gestartet zu sein. Zurück in Camp Central duschten wir kurz, packten unsere Sachen und nahmen den Shuttle zurück zum Parkeingang. Von dort ging es 1,5 Stunden nach Puerto Natales und weitere 3 Stunden nach Punta Arenas – erschöpft, aber glücklich, mit unvergesslichen Erinnerungen an die komplette O-Runde.
